Barbara Beer
Transformation
Text aus dem Flyer zur Atelier-Ausstellung im September 2017
Transformation bedeutet einen Zustand so zu verwandeln, dass etwas Neues mit einer völlig anderen Qualität entsteht.
Symbole und Orte der Transformation
Das bekannteste Bild für Transformation ist die Verwandlung der Raupe in einen Schmetterling.
Bereits in der Steinzeit, vor 50.000 Jahren, wurde dieses Schmetterlingssymbol verwendet. Es findet sich u.a. in einigen Frauengräbern in Catal Hüyuk, Türkei, in irischen Gräbern in New Grange, sowie in diversen Steinritzungen auf der ganzen Welt.
Göttin mit drei Mohnkapseln und einer doppelten Labrys auf einem goldenen Ring (gefunden im griechischen Mykene im Nordosten der Peloponnes; Abzeichnung)
Im Runenalphabet stellt das stilisierte Schmetterlingssymbol das Zeichen der Wandlung dar. Auf Kreta findet man das Transformationszeichen sowohl als Schmetterling als auch, weitaus häufiger, im Symbol der doppelten Doppelaxt. Die Doppelaxt weist deutlich auf die verschiedenen Phasen des zu- und abnehmenden Mondes hin. Der Mond ist ebenfalls eines der ältesten Wandlungssymbole.
Doppelaxtmotiv
Der Name der doppelten Axt ‚Labris‘ bedeutet auch ‚Lippen‘. Das Schmetterlings- oder Doppelaxtzeichen findet sich auf Vasen oder in Höhlenritzungen meist in Verbindung mit Abbildungen der Vulva, die ebenfalls als Transformationsraum verstanden wird.
Auch die Mitte des Labyrinthes ist ein solcher Ort der Wandlung. Die Spirale wiederum ist ein Symbol der Transformation.
Labyrinth
Die Macht der Transformation wurde frühzeitlich als weiblich verstanden.
Der erste Ort tiefgreifender Transformation ist der Uterus. Das Medium der Transformation ist das Blut. Auch der ‚Schoß der Erde‘, in dem Totes geborgen wird (Samen oder Leichen), wurde als ein solcher Ort der Transformation verstanden, wo Totes in neues Leben verwandelt wird.
Hier ist Wasser das Wandlungsmittel, bekannt als ‚die Wasser des Lebens‘.
Transformation in der Psychologie und in der Spiritualität
In der Psychologie und in der Spiritualität ist Transformation ein individuell angestrebter Vorgang.
Er entspringt dem menschlichen Wunsch, Leiden zu überwinden und Glück, Freiheit oder neues Bewusstsein zu erlangen.
Im Grunde wird eine neue Art des Seins angestrebt, die sich vom Alten qualitativ unterscheidet.
Auch diese Wandlung ist damit verbunden, alte Seinszustande, Denk- und Handlungsgewohnheiten aufzugeben, quasi sterben zu lassen, damit Neues wachsen und entstehen kann. Ein notwendiger Schritt der Transformation ist die vollständige Auflösung der alten Form. Es braucht die Fähigkeit, Kontrolle aufzugeben, loszulassen und sich wandeln zu lassen. Denn Wandlung geschieht stets durch ein Drittes: Liebe, Erkenntnis, Bewusstsein, das es zuzulassen gilt. Wandlung setzt Hingabe an Etwas voraus.
Die Bilder dieser Ausstellung
In einigen der für diese Ausstellung ausgewählten Bildern habe ich die Phasen der Formauflösung, also die Zustände scheinbaren Chaos abgebildet, die mit der Wandlung einhergehen und der Entstehung von etwas Neuem, Anderem vorausgehen.
Andere Bilder wiederum greifen die Symbole der Transformation auf. Diese sind, wie die Puppe, in der die Raupe sich zum Schmetterling wandelt, das Gefäß und der Halt und Schutz gebende Rahmen, in dem Wandlung sich vollziehen kann.